Lei, Bani, Ron, Forint, Kronen... jede Menge bunter Münzen tümmeln sich nach knapp drei Wochen Urlaub in unseren Taschen und alle vierhundertzweiundreissig Bilder sind hier.
Drei Wochen, in denen imokatze zunächst alleine langsam von Hamburg über Leipzig, Bad Schandau, Brno, Györ nach Budapest tingelte, um mich dort am Ostbahnhof Hegyeshalom einzusammeln. Mein Brötchengeber konnte mich nicht früher gehen lassen – also ging es vier Tage später für mich mit dem Nachtzug von HH nach Wien, von dort nach Budapest. Soweit so gut, hat alles perfekt geklappt.
Das Ziel unserer Reise sollte jedoch Rumänien sein – und da ging es nun auch endlich hin.
Nach einer weiteren Nacht auf ungarischem Boden und leckerem Essen überquerten wir in Ártánd am Samstag morgen die Grenze nach Rumänien. Und siehe da: wir mussten sogar die Ausweise zücken und uns wurde ebenso mitgeteilt, dass 'Schengen kapuut' ist. Das wars dann aber auch mit Kontrollen und wir konnten weiter . Noch schnell eine weitere Vignette besorgt: Im Vergleich zu Tschechien und der Slowakei sind die rumänischen Vignetten ein Schnäppchen und für 3-4 Euro ist die 7-Tage-Erlaubnis unsere. Zur großen Enttäuschung von imokatze gibts leider nix mehr zum an die Scheibe bappen... blöder Elektronikkram.
Unser erstes Ziel sollte Oradea sein, gleich die erste größere Stadt hinter der Grenze. Hier bummelten wir kurz durch die Altstadt, links und rechts des Flusses... die 'Kirche mit dem Mond' war unser Hauptaugenmerk. Durch einen ausgeklügelten Mechanismus zeigt eine 'Monduhr' im Kirchturm die Mondphase schon seit vielen Jahrzehnten an – leider waren wir bei Neumond da und so zeigte sich uns nur die schwarze Seite.
Von Oradea starteten wir nun durch, gen Norden, vorbei an Satu Mare, immer näher an die ukrainische Grenze heran, erreichten wir am frühen Abend Spânca. In einer kleinen Pension mit Campingmöglichkeit mieteten wir uns für eine Nacht ein. Für kleines Geld konnten wir nicht nur warm duschen, sondern bekamen auch ein leckeres Menü aus Zwiebeln, Speck, Tomaten und einem Polenta-Käse-Auflauf . Nicht zu vergessen der Aperitif: Palinka, Pflaumenschnaps feinster Sorte. Und alles Bio aus eigener Herstellung.
Spânca ist jedoch bekannter für seinen ' Fröhlichen Friedhof'mit humorvoll und farbenfroh gestalteten Grabsteinen, den wir am nächsten Tag besuchen wollten. Dummerweise war mittlerweile Sonntag und wir sind mitten in den Gottesdienst reingeplatzt . Nun muss man sich einen orthodoxen Gottesdienst in Rumänien so vorstellen, dass die halbe Gemeine in der Kirche ist, während ausserhalb die andere Hälfte steht. Die Gebete und der Gesang sind überall zu hören und so stolperten wir mitten durch die Gottesdienstversammlung und konnten gleichzeitig Gruppen junger und weniger junger Frauen in ihren schönsten Sonntagskleidern, meist Trachten bewundern. Mir fiel dabei auf, dass mit zunehmendem Alter die Absatzschuhe flacher wurden .
Nach so viel Gewusel brachen wir wieder auf, jetzt weiter gen Osten und Sighetu Marmaiei. In dieser sehr geschichtsträchtigen Stadt wollten wir das Gefängnis-Museum aufsuchen. Wegen gesperrten Straßen, Baustellen und sonntäglichem Getümmel bliesen wir dieses Vorhaben ab und durchquerten das Theiß-Tal, in dem sich typisch rumänische Dörfer wie auf einer Perlenkette aufreihen. Ziel für diesen Tag sollte Viseu de Sus sein. Hier war imokatze vor ein paar Jahren mit der Wassertalbahn der Waldarbeiter hoch in die Berge gefahren. Jetzt hat an dieser Stelle leider der Tourismus zugeschlagen, von der alten Romantik war nicht viel übrig und die Lust auf eine weitere Fahrt verflog schlagartig.
Nach einer Nacht in einer weiteren Pension mit Platz für den Dicken ging es am nächsten Tag weiter nach Bora und Staciunea Bor_a, von wo wir zu einer Wanderung aufbrachen. Der höchstgelegene Wasserfall Rumäniens, den wir dabei erreichten, ist im vergangen Sommer komplett trocken gelaufen und so konnten wir leider nur die spektakulären Felsen ohne Wasser und Rauschen bewundern. Eine viel grössere Freude war es jedoch, einen 'Wanderhund' zu haben. Von Anfang bis Ende begleitete uns ein treuer und folgsamer Hund aus dem Dorf – ohne dass wir ihm ein Leckerli oder sonstige Versprechungen gemacht hätten. So etwas hatten wir noch nicht erlebt und ich habe imokatzes Aura im Verdacht, die fast jeden Tag einen Hund beeindruckt hat.
Zurück am Ausgangspunkt unserer Wanderung tauschten wir die Schuhe, verabschiedeten uns von unserm Wanderhund und strebten unserem ersten rumänischen Pass, dem Prislop Pass entgegen. Von hier immer weiter über hoppelige Strassen, durch Kurven, über sanierte Teilstücke, immer entlang der Bistrita Aurie erreichten wir ein idyllisches Tal und fanden auch an diesem Tag eine Pensions-Wiese in Ciocanesti. Bei Vladimir wurden wir willkommen geheißen, er bekochte uns vorzüglich und gemeinsam kosteten wir leckere Getränke und hatten einen geselligen Abend. Und wir baten ihn, sich liebevoll um den T1 zu kümmern, den er wieder aufbauen möchte.
Am nächsten Tag sollten zwei Klöster und ein weiterer kleiner Pass auf unserem Weg liegen. Auf dem Pass selbst steht ein überdimensionierte Hand als Denkmal für das Treffen der beiden Bautrupps, die damals von beiden Seiten des Berges an der Passstrasse gebaut und sich hier getroffen haben. Nach unseren beiden Klosterbegehungen galt es wieder ein Nachtlager zu finden... in der Nähe eines Salzbergwerkes, welches wir am nächsten Tag auf dem Zettel hatten. Diesmal sollten wir nach längerer Suche ein Wiese mit Herbstzeitlosen finden, die uns für eine Nacht gehörte. Nebenan übernachteten Schafe und am frühen morgen... bevor wir unserer Duschzeremonie starteten... kam in abenteuerlicher Fahrt ein Pferdegespann mit zwei Waldarbeitern den Hang herunter... hier hätte selbst der Syncro schlapp gemacht und wir wählten nach dem Frühstück doch den Waldweg, um wieder zur Strasse zu kommen.
Die morgendliche Salzbergwerkbegehung in Cacica ließ uns zunächst Untertage steigen, wo wir neben den üblichen Schächten und Aushöhlungen überraschender Weise eine Sporthalle, einen See, einen Tanzsaal, Toiletten, weitere Räumlichkeiten für Veranstaltungen, eine Kapelle für die Bergarbeiter und in Salz gehauene Skulpturen vorfanden. Leider blieb neben interessanten Eindrücken auch der in der Luft hängende Dieselgeruch (der ja nicht typisch für ein Salzbergwerk ist) in unseren Klamotten hängen... und wie man weiss, hat man lange etwas von Dieselgeruch.
Wieder aufgestiegen aus der Salzgrube ging es über Berg und Tal, Richtung Süden. Das nächste größere Ziel der Reise sollte die Bizac-Schlucht werden. Vorher tingelten wir jedoch noch am Ufer des Stausee Izvorul Muntelui entlang. Die Hauptsaison war hier jedoch auch komplett vorbei, so dass sich kein Campingplatz oder etwas ähnliches finden liess ... der im Dunkeln eingenommen Stellplatz mitten im Wald entschädigte jedoch am nächsten Morgen mit einem leckeren Frühstück in idyllischer Umgebung.
Die Bizac-Schlucht selbst ist einerseits sehenswert... andererseits wird das schöne Stück Bergwelt touristisch ausgeschlachtet, Nippes- und Pippes-Stände in jeder zweiten Kurve und jede Menge Leute sorgen dafür, dass das Müllaufkommen enorm ist. Wir hielten uns demnach nicht zu lange auf, stoppten noch am Roten See für eine kleine Wanderung inklusive Geocachen und fuhren danach weiter. Das Wetter wurde schlechter und wir konnten am Abend neben einer Pension den Dicken nebst Markise aufstellen. So war Speis und Trank sowie die heisse Dusche gesichert.
Im Regen bauten wir auch wieder ab und nahmen Kurs auf Bran. Und weil man sich während einer Reise ja mal erholen sollte, blieben wir drei Nächte an der gleichen Stelle... ausserhalb vom Touri-Nepp-Viertel in Bran buchten wir uns bei Vampire Camping ein. Am nächsten Tag machten wir einen Ausflug nach Brasov – auf dem Weg dorthin hatte wir die Gelegenheit einem kleinen Volksfest beizuwohnen. Auf einer Wiese an der Strasse waren Buden und Stände aufgebaut, eine Bühne mit Musik- und Lichtanlage war installiert, die Grills wurden angefeuert... Im Laufe des Wochenendes sollten hier die Schäfer mit ihren Herden zurückkehren, um vor dem Winter die Tiere an ihre jeweiligen Besitzer zu übergeben. Drumherum gab es Essen, Getränke, traditionelle Tänze und Lieder, eine Hüpfburg... also ein Markt für alles und jeden. Und auch wir konnten den Platz nicht verlassen, ohne ein leckeres Stück Speck und Käse in Kiefernrinde zu erstehen.
Teil 2 folgt sofort... leider gingen nicht mehr Zeichen hier her :(.